Die Chronik von Holzmengen

Holzmengen (deutsch), Huulzmoindjen (siebenbürger Säcksisch), Hosman (rumänisch), Holcmány (ungarisch)

Lage

Holzmengen liegt im schönen Harbachtal an der ehemaligen Schmalspurbahn HermannstadtAgnetheln

Geschichte

Die Darstellung erfolgt in chronologischer Reihenfolge und wir sind bestrebt diese  stetig zu erweitern.

1270 Die Grundmauern der Kirchenburg werden gesetzt.

1275 Die Kirche wird als eintürmige, dreischiffige, romanische Pfeilerarkadenbasilika erbaut. Deutsche und österreichische Baumeister lassen sich vom Stefansdom in Wien inspirieren. Die Kirchenburg behütet Kapitel dekoriert mit Chimären, Fledermäuse und Menschenköpfen. Ursprünglich römisch-katholisch, heute evangelisch. Imposant ist ein Relief an der Westwand des Turmes neben dem Vierpassfenster, das zwei Personen darstellt (vermutet werden Adam und Eva bzw. die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer).

1317 / 1318 Erste urkundliche Erwähnung eclesia de Holzmenia oder Helzmenia.
1479 – Holczmangen
1485 – Holczmeng, Holzmang
1488 – Holzmengen
1494 – Holczmang, Holczmenig, Holzmeng
1495 – Holczmengen
1506 – Holczman
1636 – Oltzmany, Oltzman
1695 – Hootzmang
1760 – Holtzmany
1839 – Holtzman, Holtzmannthal, Holtzmengen
1854 – Holzmany, Holzmengen, Holtman
Landlerisch: Holzmandel
Holzmengen kommt von Holzwangen, „Holz“ bedeutet Wald und „wang“ bedeutet Wiese. Daraus ist Hulzmengen entstanden.
Das rum. Hozman und das ungarische Holczmany stehen damit in Verbindung.
Um 1318 ist bereits nachgewiesen, dass der Ort zum Hermannstädter Probsteigebiet gehört. Zu diesem Gebiet gehören die Kapitel Hermannstadt, Leschkirch und Schenk.
Pfarrer Hernricus bezahlt die päpstliche Steuer.

28.11.1319 Erste Urkundliche Erwähnung in dem Register des päpstlichen Steuersammlers Rufius de Civino.

1449 vom Woivoden Vlad III. Drăculea zerstört und verödet.

1479 Die kaum wiedererrichtete Siedlung wird erneut angegriffen und niedergebrannt. Das Kirchenvermögen wird dem Leschkircher Stuhl übergeben, welchem Holzmengen bis zum Wiederaufbau zugehörte. Vom Hermannstädter Kapitel wird eine amtliche Aufnahme der beweglichen Besitztümer der verödeten Pfarrei vorgenommen “bona eclesias desertae in Holczmengen“. Diese Güter sind durch den Pfarrer und die Pfarrkinder des Dorfes zur sicheren Aufbewahrung dem Kapitel übergeben worden. Es ist anzunehmen, dass der damalige Pfarrer und die letzten Kirchenkinder die Gemeinde auch verlassen haben . Unter den kirchlichen Vermögenswerten wird ein vergoldeter Kelch mit Patene, ein Missale und geistliche Gewänder aufgezählt. Es wird die Bedingung festgelegt, dass die Gerätschaften zurückgestellt werden, wenn die Gemeinde wieder entsteht und ein Pfarrer da selbst friedlich wohnen und seinen Dienst versehen kann. Wir ersehen aus dieser Mitteilung, dass Holzmengen, als Kapitelsgemeinde von Leschkirch, dem Dechanten des Hermannstädter Kapitels unterstellt ist, der auch die Gerätschaften übernimmt.

1500 Unter dem Leschkircher Stuhl mit 15 Wirten, einem Hirten und einem Schulmeister aufgeführt. Davon zeugt eine Inschrift am Kirchenportal die da lautet “Porta haec templi post devastationes […] auxiliante deo […] reparatur“. Trotz geringer Einwohnerzahl haben die Bewohner eine Schule. Es werden die Seitenschiffe abgetragen und die Bögen mit Ziegeln zugemauert. Der Glockenturm wird erhöht und mit Schießscharten versehen. Rund um die Kirche werden zwei sieben bis acht Meter hohe Ringmauern gebaut. Diese sind durch den Torturm verbunden und mit Schießcharten und insgesamt sechs Türmen versehen.

1506 Holzmengen wird angezündet. Eine alte Frau wird unter dem Verdacht verhaftet, das Dorf in Brand gesetzt zu haben.

1509 Aus der Kassa der Hermannstädter Provinz der „Sieben Stühle“ werden „arme Leute“ aus Holzmengen dafür bezahlt, dass sie Holz für einen Brückenbau nach Cornatel zuführen. Aus diesem ergibt sich, dass zwar Holzmengen wieder bewohnt ist, die Bewohner jedoch noch unter dem Druck der Armut stehen.

1528 Das Kirchenvermögen wird Holzmengen zurückerstattet. Holzmengen holt sich aus Hermannstadt eine Bombarde (Belagerungsgeschütz (Steinschleuder) des 15.–17. Jahrhunderts).

1532 Die Bevölkerung von Holzmengen zählt nun 41 Hauswirte. Die Gemeinde hat eine schöne Aufwärtsentwicklung mitgemacht und hat nun die gleiche Einwohnerzahl wie Leschkirch.

1535 Bewohner aus Hochfeld äschern Besitztum aus Holzmengen ein.

1570 Hattertstreit zwischen Holzmengen und Ziegenthal. Die Rechte der Holzmenger werden durch Zeugenaussagen begründet. Ziegenthal war als Kläger aufgetreten.

Um 1600 Bau der Kirchenturmuhr

1601 Truppen von Michael dem Tapferen (Mihai Viteazul) brennen das Kirchenkastell nieder.

1602 Ein Inventar des Pfarramtes wird angelegt.

1658 Nach erfolgter Befriedigung des Landes reist der türkische Pascha Kapuczi mit 40 Türken und Vertretern Siebenbürgens durch den Leschkircher Stuhl. Er wird zwischen Nucet und Holzmengen von Rumänen angegriffen, die der Meinung sind, dass es sich um versprengte Feinde handelt, welche die Niederbrennung ihrer Dörfer verursachten. Die Türken müssen vor dem Ansturm der Rumänen fliehen und gelangen nach Holzmengen. Als die Bewohner des Ortes die Flucht der Türken bemerken, machen sie mit den Rumänen gemeinsame Sache und verfolgen die Türken. Diese entkommen zwar, dennoch gelingt es den Holzmengern ihnen 2 Handpferde abzujagen. Auf einem Pferd befinden sich die Ehrenzeichen, die für die Installierung des neuen Fürsten vorgesehen sind. Die Beute teilen sich die Bewohner von Holzmengen mit den Rumänen. Als der Kapuczi Pascha nach Leschkirch kommt, erfährt Königsrichter Adam Kisling von dem Geschehenen und nimmt den Bauern die Beute sofort wieder ab, um sie dem Pascha zurückzugeben. Vergeblich bittet er den Pascha die Torheit zu entschuldigen. 20 Männer von Holzmengen werden gefangen genommen und vor den Schässbuger Landtag gestellt. Es besteht die Gefahr, dass diese Männer in die Türkei deportiert werden. Auf Bitten des Landtages und nach Erlegung von 200 Talern werden die Gefangenen dennoch befreit.

1710 Johann Sartorius  evangelischer Theolog, geb. in Holzmengen im Jahre 1710, gest. zu Deutsch-Kreutz im Jahre 1787. Besuchte die Schulen in Hermannstadt und ging dann nach Deutschland, wo er im Jahre 1732 und später an mehreren Hochschulen verschiedene Collegia hörte. Trausch nennt die Universität Jena ausdrücklich, doch möchte diese Angabe zu bezweifeln sein, da Ludwig Haan in seiner Schrift: „Jena hungarica“ (Gyulae 1858) seiner weder im Jahre 1732 noch in den diesem vorgehenden und nachfolgenden Jahren gedenkt. Nach beendeten Studien war S. einige Zeit Erzieher im Hause des Grafen Otto im Holstein’schen. Da er ein geschickter Musicus war, wurde er nach seiner Heimkehr zuerst Stadtcantor, dann Conrector und zuletzt Prediger an der Klosterkirche zu Hermann-stadt. Im Jänner 1750 zum Pfarrer in Thalheim ernannt, kam er im Jahre 1759 in gleicher Eigenschaft nach Deutsch-Kreutz (Villa crucis) im Schäßburger Stuhle, wo er auch im Alter von 77 Jahren starb. In seinem Nachlasse, bemerkt Trausch, befanden sich viele Musikalien zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste; ob es eigene Compositionen oder Werke anderer Meister waren, sagt Trausch nicht. Außerdem fanden sich m Handschrift vor: „Manuale rerum ecclesiasticarum et politicarum, personarum ecclesiasticarum cum statum tum officia concernentium ex actis Synodicis potissimum etc. etc. excerptarum“ (1763); – „Synopsis rerum ecclesiasticarum et politicarum ad personas A. C. in Trannia etc…..“, 2 Foliobände (1768), worin viele Entscheidungen einzelner Fälle aus den Synodal-Artikeln enthalten sind.
https://de.wikisource.org/wiki/BLKÖ:Sartorius,_Johann

1695 Es gibt 47 aufgegebene / wüste Höfe in der Gemeinde.

1700 Die erste orthodoxe Kirche wird aus Holz erbaut. Ursprung: Kerz.

1703-1711 Von den 400 Hauswirten wird durch die Kuruzenkriege der Ort auf 14 Hauswirte dezimiert. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung der „Muirden“ (La Ucigatoare, Pe coasta Ucigatoare).

1706 Gebäudeteile der Kirchenburg und das Turmdach werden durch Brand zerstört.

1722 (1764?) Der Leschkircher Stuhl, im Einvernehmen mit Vertretern aus Holzmengen beschließen, dass Grund und Boden nicht an Gemeindefremde vererbt werden darf, um zu unterbinden dass dieser entfremdet wird. Die Entschädigung soll durch bewegliches Vermögen erfolgen. Es war vorgekommen, dass wegen Grundmangel auf dem kleinen Hattert, Kinder in die Städte zur Erlernung eines Handwerkes geschickt wurden. Diese blieben dann oft in der Stadt, forderten aber als Erbteil Grund und Boden an, denn sie an den Meistbietenden verkauften.

1730 In der Kirchenburg werden folgende Waffen registriert: 5 Doppelhaken, 2 ganz geschiffte Haken, 4 Haken ohne Schaft hinter dem Stempel eingefasst, 17 Musketen.

1760 Samuel Joseph Mätz, geb. 10.02.1760 in Holzmengen, gest. 27.07.1826 in Bierthälm.
Verheiratet mit Susanna Margaretha Antoni.
Bauer des Klavichord, ein Vorläufer des Klaviers.
Samuel Joseph Mätz kaufte im Jahre 1779 die Werkstatt des verstorbenen Orgelbauers Johann Georg Wachsmann in Birthälm und begründete damit die bekannteste Orgelbauerfamilie Siebenbürgens. Es gibt 37 von ihm gebaute Orgeln, rund 20 davon sind heute noch original erhalten. Seine Söhne Friedrich Traugott Mätz (1799-1842) und Wilhelm Samuel Mätz (1805-1858) arbeiteten mit ihm zusammen.

1766 Die Unterstellung der Pfarrei unter das Hermannstädter Kapitel ist erstmal ausdrücklich dokumentarisch genannt.

1786 Es wird eine Orgel mit Manual und 10 Registern aufgestellt.

1794 Die Seitenschiffe der Kirche werden abgetragen. Das zugemauerte Westportal mit seinem polynomen Tympanon wird ausgegraben und repariert.

1803-1808 Umbau der Kirche in eine barocke Hallenkirche.

1808 Samuel Joseph Mätz baut die heutige klassizistische Orgel.
Reparaturen und Restaurierungen:
1886 W. Hörbiger
1969 J. Mesnyi
2001-2008 Hermann Binder
Bei der Balganlage im Turm handelt es sich vermutlich um die weltweit einzige originale Balganlage von Mätz.

1826 Das Viehbrandzeichen von Holzmengen wird erwähnt.

1828 Holzmengen wird von einer Heuschreckenplage heimgesucht.

1856 Aus Ärger über den ev. Pfarrer treten einige sächsische Familien zum katholischen Glauben über. Im August dieses Jahres wird eine kath. Kirchengemeinde gegründet die 26 Seelen stark ist. Der katholische Bischoff Raynald nimmt die Gemeindegründung persönlich vor und setzt einen Kaplan ein.

1857 Weitere 16 Seelen treten zur katholischen Kirche über.

1859 Erbauung der römisch-katholischen Kirche mit Pfarrhaus und Schule sowie je einem angrenzenden Anbau für Ursulinen und Priester.

1875 Die orthodoxe Holzkirche wird durch die Kirche „Cuvioasa Paraschiva“ (aus Stein und Ziegeln) ersetzt. Bis 1948 diente sie der griechisch-katholischen Gemeinde.

1895 Die Kommassierung wird durchgeführt.

1897 Die zweite orthodoxe Kirche „Buna vestire“ wird erbaut. Der Turm wird 1898 erbaut, das Dach wird 1902 fertiggestellt. Die Kirche hat 2 Glocken: eine 1900 gegossen und eine 1925 gekauft. Die erste Glocke der Kirche (1963) wurde während des Krieges eingezogen.

1904 Das aktuell im Heimatmuseum Alzen ausgestellte Nachbarschaftszeichen wird eingesetzt.

1910 Die Schmalspurbahn (Mocanita, Wusch) Hermannstadt – Agnetheln wird eröffnet. Holzmengen bekommt einen eigenen Bahnhof.

1918 Der Heldenfriedhof auf der „Hill“. Hier liegen etwa 30 deutsche Soldaten.

1920 Die „Alte Mühle“  wird erbaut, heute bekannt unter „Moara Veche“

1921 Agrarreform. Nach der Annexion Siebenbürgens an Rumänien müssen die Sachsen und die Kirche Teile ihres Grund und Boden an die Rumänen abgeben.

1940 Junge Männer treten der deutschen Wehrmacht bei.

13.01.1945Deportation sächsischer Männer und Frauen nach Russland in Arbeitslager.

1968 Holzmengen wird Leschkirch zugeteilt.

1994-1995 Die Restauration der Kirchenburg. Im Pfarrhaus wird das Jugendbegegnungszentrum errichtet.

2001 Der Betrieb der Schmalspurbahn wird eingestellt.

2004 Eine freikirchliche, charismatisch geprägte Gemeinde wird am Dorfeingang errichtet.

2012 Der Verein Elijah unter Leitung von Pater Georg Sporschill wird in Holzmengen aktiv.

2013 Briefmarke  undPostkate mit Holzmengen erscheint.

2017 Holzmenger Heimattreffen anlässlich des 27. Sachsentreffen in Hermannstadt.

Ethnishe Zusammensetzung

  • Rumänen
  • Deutsche / Siebenbürger Sachsen
  • Ungarn
  • Roma

Religionen

  • Rumänisch-Orthodoxe Gemeinde
  • Evangelische Gemeinde
  • Römisch-Katholische Gemeine
  • Freikirchliche, charismatisch geprägte Gemeinde  

Die Informationen wurden zusammengetragen von Christa Staufert und Michael Drotleff aus unterschiedlichen Quellen.